Mit dem „Gespräch einer Hausschnecke mit sich selbst“ eröffnete der Schauspieler Martin Leßmann am Mittwoch, den 13.09.2017, sein skurriles Erzählkabinett „Morgenstern am Abend“. Die Intimität des Veranstaltungsortes, der abgedunkelte Besprechungsraum im Keller der Volksbank, verlieh dem Auftritt eine besondere Note. Auf einer spartanisch ausgestatteten Spielfläche - eine aufgespannte Wäscheleine mit Wäsche, ein Wäschekorb, ein Akkordeon - gab Leßmann in eindrucksvoller Weise den ausgewählten Gedichten von Christian Morgenstern Gestalt und Ausdruck.
So brachte er dem imaginären „Galgenkind“ die Monatsnamen bei:“Jaguar, Zebra, Nerz, Mandrill, Maikäfer...“, sinnierte über „Das Hemmed“, ließ dem „Schnupfen“ seinen freien Lauf und den „Zwölf-Elf“ nächtens wirken und erweckte den „Korf“ in einer leibhaftigen Mini-Marionette zum Leben.
Das Publikum wurde in kurzer Zeit von der intensiven Spiel- und Erzählweise mitgerissen. Während einige Zuschauer ebenso begeistert wie leise einzelne Passagen mit-rezitierten, wurden andere durch die Wucht der Darstellung erfasst und lernten die heiter-grotesken Gedichte Morgensterns kennen und zu schätzen. So war es auch nicht verwunderlich, dass die versammelten Gäste das „Möwenlied“ durch Windgeräusche und Nebelhorngetute unterstrichen oder, dirigiert von Leßmann, im Wechselgesumm „Fisches Nachtgesang“ darboten.
Insgesamt erlebten die Zuschauer einen unterhaltsamen und kurzweiligen Abend, der letztlich noch von einer Zugabe gekrönt wurde. Das bisherige Konzept des Organisationsteams, das von der Volksbank und dem Bremervörder Kultur- und Heimatkreis gemeinsam gebildet wird, zeigte wiederum gute Früchte: Die Vielfältigkeit des alljährlichen Programms entließ zufriedene Zuschauer in den weiteren Abend. (Foto: © Jürgen Heuser)