Fasst man die Bestände aller Artotheken und die im Umlauf befindlichen ausgeliehenen Werke zusammen, stellt sich mit bundesweit ca. 130.000 ausgeliehenen Werken die wohl größte zeitgenössische Kunstausstellung in privaten Räumen dar. „Man sieht sie nur nicht, weil sie in tausenden von Wohnungen, Kanzleien, Praxen, Büros und im ganzen Bundesgebiet verteilt stattfindet“, so die erste Vorsitzende Astrid Bardenheuer, die selbst die Artothek in Köln leitet. Ihren persönlichen Anspruch, Kunst in den Alltag zu bringen, sieht sie dadurch bestätigt. „Dennoch: Die Ansätze der vielen Artotheken sind lokal sehr verschieden. Manche arbeiten ehrenamtlich ohne kommunale finanzielle Unterstützung, was ein riesiges bürgerschaftliches Engagement bedeutet. Andere sind an die kommunalen Stadtbüchereien oder Kulturämter angeschlossen und stehen vor großen Herausforderungen, was technische Abläufe und Prozesse der Digitalisierung angeht“, so Bardenheuer. „Viele Kommunen aber haben erkannt, dass Kunst und ihre Vermittlung einen immens wichtigen Bildungsauftrag darstellen und letztlich auch die regionalen Ausstellungshäuser und Museen unterstützt. Zum Glück haben wir auch immer wieder junge oder jung gebliebene Mitstreiter*innen, die die Idee des Art Sharings heute ganz anders auffassen, als es noch viele Gründungsmitglieder der 70 er oder 80er Jahre taten.“
Dennoch – so waren sich alle einig - es ist und bleibt viel zu tun, um die Kunst ganz niedrigschwellig in den Alltag der Menschen zu integrieren. Der Austausch über die verschiedenen Konzepte, Ideen und Herangehensweisen soll weiter intensiviert werden, um die Arbeit auf die wesentlichen Komponenten der Vermittlungsarbeit konzentrieren zu können.
Eine neue Herausforderung ist der Verleih von digitaler Videokunst, die im Landesverband Schleswig-Holstein / Hamburg seit Anfang des Jahres 2022 erstmals realisiert wird. „Allein die rechtlichen Komponenten angemessen zu berücksichtigen, ist aufwendiger als das reine Verleihen“, so Norbert Weber aus Eckernförde, der maßgeblich das System entwickelt hat. „Aber es stärkt auch die Videokünstler*innen, deren Werke oft nur kurz auf kleinen oder auch größeren Ausstellungen in Erscheinung treten und dann oft gar nicht mehr zu sehen sind.“ Nun fänden sie aber in Wartezimmer von Ämtern, Gerichten oder Arztpraxen ein neues Publikum.