kultour01 webDie KulTour-Gruppe des Kultur- und Heimatkreis Bremervörde e. V. fuhr vor kurzem nach Bremen-Nord. Am Rande des schönen Schönebecker Aue-Tals liegt das Schönebecker Schloss. Das herrschaftliche Fachwerkhaus wurde im 17. Jahrhundert von der Familie von der Borch erbaut und ist der einzige erhaltene ehemalige Adelssitz im Land Bremen. Heute gehört das Haus der Stadt und beherbergt das Heimatmuseum Schloss Schönebeck.

Während einer fach- und sachkundigen Führung erlebten die Teilnehmer*innen, wie gutbürgerlich situierte Vegesacker gediegen und behaglich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebten. Das ausgestellte Mobiliar, eine Stiftung hiesiger Familien, zeugt davon. Die Sammlung, die hier von den Teilnehmer*innen mit großem Interesse bestaunt wurde, zeigt den Alltag unserer Vorfahren in Küche, Wohn- und Schlafräumen. Schon damals gab es sowohl für die Arbeit in der Küche als auch zum Heizen erstaunliche Dinge! Hier steht wahrhaftig ein original Multifunktionsofen mit integriertem Waffeleisen, Teekesseleinsatz, Kaffeeröster, Backofen und Wasserkocher mit Zapfhahn.

Schiffbau-Tradition, Handel und Handwerk, Fischfang (Wale und Hering) sind wichtige Wirtschaftsfaktoren an der Unterweser. Modelle und Bilder erläutern die Fangmethoden und erzählen von der schweren Arbeit an Bord und der Weiterverarbeitung an Land. Alle Seeleute waren auf eine korrekte Navigation angewiesen. Die Sammlung zeigt historische Geräte zur Kursbestimmung, darunter die bis heute im Notfall benutzten Sextanten oder ein Handlot aus Blei zur Ermittlung der Wassertiefe.

Beim Betrachten der Heringsfässer (sog. Kantjes) erinnerte sich eine Teilnehmerin an ihre Zeit der Ausbildung, in der einmal im Monat ein Holzfass mit Heringen geliefert wurde, die dann ausgenommen werden mussten. Spannend sind die Geschichten zur Seefahrt, die hier berichtet werden. Zum Beispiel dass Frauen oft Bauvorhaben für das gemeinsame Haus führten, da der Gatte auf Walfang war. Zu sehen sind Seemannskisten mit Kleidung, welche oft für die zwei Jahre andauernde Fahrt zum Walfang reichen mussten. Berichtet wird von der Gründung der Seenotrettung und deren Gefahren. Es gibt ein Modell einer „Hosenboje“, welche zur Rettung auf See eingesetzt wurde, was wiederum nicht ohne Gefahr für alle war.

Weiterhin gehört dazu das Modell einer Werkstatt, in der „Reepschläger“ Seile und Trossen knüpften - unverzichtbare Utensilien für die vielen Schiffe, die seit Jahrhunderten an der Unterweser gebaut werden. Vorhanden ist eine umfangreiche und einzigartige, wissenschaftliche Bibliothek von Gerhard Rohlfs, der 1831-1896 als erster Europäer Teile Nordafrikas bereist und beschrieben hat, in einem Zimmer mit seinem Originalmobiliar sowie einige Tausend Briefe an den „Vegesacker“. Es sind gefragte Kostbarkeiten wie Fliesen, Wandplatten und Geschirr ausgestellt. Eine Augenweide!

Hochwertige Keramikprodukte der „Norddeutschen Steingutfabrik“, Steingutfabrik „Wittburg“ und „Pottbäckerei und Fayence-Fabrik Vielstich“ sind ausgestellt. Die dekorativen Fliesen schmückten Küchen, Bäder und Treppenhäuser; Metzger, Bäcker oder Delikatessengeschäfte.

Gemeinsam ging es weiter zum kulinarischen Genuss im schönen Ambiente der Waldgaststätte Brunnenhof. Gut gestärkt erreichen die Gäste den Fischbahnhof 360° im Bremerhavener „Schaufenster“. Innovative 360°-Projektionstechnik ermöglicht eindrucksvolle, raumfüllende Bildwelten in Form von zwei Multivisionen, die im Erlebnisraum Fischbahnhof 360° Informationen über die Historie und die Gegenwart des Fischereihafens Bremerhaven und seiner Fangflotte, über Fischereiforschung, Fischereipolitik, nachhaltige Fischerei, die Fischverarbeitung und natürlich die Fische selbst lieferte. Bei sommerlicher Temperatur rundete noch etwas Freizeit den Tag ab. Pünktlich um 19:00 Uhr trafen alle gut gelaunt und sehr zufrieden im Heimathafen Bremervörde wieder ein. Das Organisationsteam freut sich auf die nächste KulTour des KuH am 04. Mai 2025 (Änderungen vorbehalten).

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